Beicht-Sofa: Hilfe! Ich fühle mich zu fett! #5

Weiblich, 36, anonym, klagt darüber, dass sie sich zu fett fühlt. Außerdem ist sie besorgt über ihre außergewöhnlichen Ess-Gewohnheiten. Sie kann einfach nicht aufhören zu essen und glaubt fettsüchtig zu sein.

Es ist sehr frustrierend, wenn man auf die Waage steigt und eine dreistellige Zahl auf dem Display sieht. Sie können es sich nicht vorstellen, wie weh das im Herzen tut. Ich habe in den letzten sechs Monaten zahlreiche Diäten ausprobiert, bei denen ich jedes Mal rückfällig geworden bin. Dabei will ich doch dringend abnehmen! Es ist absolut wichtig für mich, dass sich was in meinem Leben ändert, denn ich tue mich bei der Arbeit schwer und habe Mühen dabei, Treppen zu steigen. Einfachste Aufgaben wie das Zubereiten einer Mahlzeit oder der Spaziergang danach machen mich schon fertig. Ich komme schnell ins Schwitzen und fühle mich dabei ziemlich doof. Außerdem habe ich das Gefühl, dass mich die Leute auf der Straße angewidert angaffen.

„Ich will dringend abnehmen, denn ich fühle mich so unglaublich fett…“

Es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Doch wenn ich die deftigen Speisen und Leckereien in meinem Kühlschrank entdecke, werde ich meistens schwach. Die Wurzel allen Übels fängt schon beim Einkauf im Supermarkt an. Jedes Mal wenn ich zur Gemüseabteilung trotte, komme ich davor am Schokoladenregal vorbei. Eine paradiesische Auswahl an Naschereien und Schokoriegeln bringt mich dazu, einen Zwischenstopp zu wagen.

Dann packe ich wie in einer berauschenden Euphorie alles in den Einkaufswagen, was eine Nuss- oder Schokoladenfüllung beinhaltet. Bis ich dann in der Gemüseabteilung angekommen bin, habe ich den Einkaufswagen bereits mit unzähligem Fast-Food, Chips und Schokolade befüllt. Da bleibt kaum noch Platz für Gemüse übrig.

„Es muss etwas passieren. Das Fett muss weg!“

Letztens ist mir was ziemlich Peinliches widerfahren. Als ich in den Aufzug gestiegen bin, um in meine Wohnung zu gelangen, standen plötzlich sechs weitere Bewohner des Hochhauses um mich herum. Auch sie wollten mit dem Aufzug in ihre Wohnungen fahren. Da ich bereits im Aufzug war, blieb leider nicht mehr viel Platz für die anderen übrig. Vier von ihnen konnten sich mit Ach und Krach gerade noch so in den Aufzug zwängen. Der Rest von ihnen musste die Treppen nehmen.

Einer von ihnen wedelte mit seiner Hand vor seinem Gesicht herum und beschimpfte mich als „Fett-Sau.“ Das hat mir so weh getan in dem Moment. Vor allem habe ich meine Mitfahrer bei der Fahrt wohl zerdrückt, da sie keinen Mucks mehr von sich gaben. Als ich dann meine Wohnung betrat, kam es über mich. Ich packte mir eine Tüte Chips und setzte mich auf mein Sofa. Unter fließenden Tränen stopfte ich die ganze Tüte in mich rein. Es ist ein Teufelskreis. Doch ich muss jetzt dringend etwas tun, da ich an meinen Sorgen noch verzweifle.

„Mein Ziel für die Zukunft: Den Schweinehund besiegen und gegen das Fett ankämpfen…“

Ich gebe zu, dass ich fett bin. Und dass die anderen Menschen mich nicht akzeptieren, nur weil ich nicht so drahtig bin wie sie, ärgert mich. Daher habe ich gemeinsam mit meinem Freund eine neue Diät geplant. Auch er nascht gerne und liebt Fast-Food. Wir haben außerdem beschlossen, dass wir uns gemeinsam im Fitnessstudio anmelden. Ich hoffe, dass ich es schaffe, meinen Schweinehund zu besiegen, der mir dauernd ins Ohr flüstert: „Iss, was dir schmeckt. Vom Speck bis zum Konfekt.“ Wünscht mir viel Glück dabei! Eure T.

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