Gesellschaft im Wandel: Smartphone vs. Natur

Mit der Entwicklung des ersten Handys in den frühen 70er-Jahren (1973) hat sich unsere Gesellschaft zwar nur langsam, aber beständig verändert. Waren die Preise für ein Handy damals noch ungeheuerlich hoch, machten sich Mitte der 90er-Jahre sogar schon die meisten Jugendlichen Gedanken über den Kauf eines neuen Mobilfunkgerätes. Heutzutage konkurrieren die Hersteller von Smartphones um die Gunst der Käufer und locken mit immer ausgefeilteren Funktionen und Extras. SMSen schreibt kaum noch jemand. Das Führen von Telefonaten erlebt mit jedem neuen Jahr einen immer stärkeren Rückgang. Daher baut die Smartphone-Industrie stattdessen auf schnelle Kommunikation via Messenger und Social Media. Welche gesellschaftlichen Veränderungen die Technik der Smartphones mit sich bringt, lesen Sie in folgendem Artikel.

Die ersten handlichen und günstigen Mobilfunkgeräte

Wer erinnert sich nicht an die Zeit, als die ersten Mobilgeräte mit humanen Preisen auf den Markt kamen, um potenzielle Kunden anzulocken. Plötzlich wollte man unbedingt eins von diesen technischen Wunder-Exemplaren ergattern. Die Handys wurden handlicher und ihr Design wurde zunehmend anziehender und attraktiver. Plötzlich waren Handys in der Hosentasche tragbar und konnten mit überzeugender Akkuleistung begeistern. Man erinnert sich noch an die langen Laufzeiten der alten Geräte, die teilweise mit über 250 Stunden Laufzeit im Standby-Modus brillierten. Die Kinder aus den 90ern bettelten nicht wenig, um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu erhaschen und diese zu einem Kauf zu animieren.

SMSen und mobile Telefonate übernahmen den Markt

Man schrieb SMSen (Short Message Service), sogenannte Kurzmitteilungen und konnte als Jugendlicher das Gefühl der Unabhängigkeit genießen. Es konnten kostengünstige und qualitativ hochwertige Telefonate geführt werden. Mit der Prepaid-Version hatte man seine Kosten selbst als Jugendlicher genauestens im Griff. Man lud einfach seine Karte auf und schon konnte das Getippe weiter gehen. Wer erinnert sich nicht an den nostalgischen Moment, als man stundenlang mit einer geliebten Person schrieb und jedes Mal wie gebannt auf sein Handy starrte, bis die nächste SMS im Posteingang landete. Je nach Anordnung und Variation der Zeichen konnte man sich lustige Bilder, sowie Bilder der Zuneigung und Liebesbotschaften zusenden.

Freizeit in der Natur hatte Priorität

Obwohl der Einfluss der Mobilgeräte rapide wuchs, war man als Jugendlicher der 90er-Jahre immer noch hauptsächlich draußen. Die Kinder spielten Fußball oder tobten sich in anderen Sportarten aus. Der Tagesablauf war darauf ausgelegt, den Schultag hinter sich zu bringen, um dann den restlichen Tag draußen in der Natur zu verbringen. Ob man dabei Brettspiele, Fußball oder Basketball spielte, war nicht relevant. Ein Hoch auf die Natur!

In der heutigen Zeit hat sich das Smartphone unsere Aufmerksamkeit regelrecht an sich gerissen. Studien beweisen, dass Smartphone-User zwischen 17 und 23 Jahren ihr Handy an die 135 mal pro Tag einschalten. Der Durchschnitts-User aktiviert sein Handy mindestens 80 Mal pro Tag. Die tägliche Nutzungsdauer des Smartphones kann dabei bis zu 5 Stunden pro Tag betragen. Diese Werte sollten ein Warnsignal für uns alle sein.

Steigende Nachfrage mit Einführung der Kamera

Die Nachfrage nach Mobilgeräten stieg zunehmend, als die Technik mit neuen Raffinessen punkten konnte. Auch wenn damals die Parks, Sportplätze, Spielplätze und Halfpipes von Jugendlichen, Skatern und Abenteuerlustigen überfüllt waren, bemerkt man heutzutage einen massiven Rückgang der Besuche an diesen öffentlichen Orten.

Mit dem Einsatz einer Kamera wurden die sehnlichsten Wünsche der Handy-Nutzer erfüllt. Früher noch zum Anstecken, knipste man die Kamera seitlich in das Handy ein und konnte Bilder mit geringer Auflösung schießen. Später erschienen die ersten Handys mit integrierten Kameras. Sie lieferten sich Duelle um eine immer höher werdende Bildqualität mit steigenden Megapixeln. Die tägliche Zeit, die in das Handy investiert wurde, wuchs zunehmend. Und schon bald entwickelten wir eine intensive Bindung gegenüber diesem Wunderwerk der Technik.

Die Handy-Hersteller haben die Auflösung der Bildqualität dabei kontinuierlich verbessert. Bis zu 42 Megapixel sind derzeit möglich. Vergleicht man die Auflösung mit dem damaligen Wert von 0.1 Megapixeln, ist das eine riesige Steigerung. Optische Zoom-Verbesserungen, sowie Bildbearbeitungs-Programme ermöglichen nun professionelle Fotografien. Der Trend mit den Selfies (Selbstfotografien mit der Frontkamera) ist dabei auch nicht außer Acht zu lassen. Die Menschen buhlen darum, wer die besten und aufregendsten Selfies an den jeweils außergewöhnlichsten Orten von sich erstellt, um die Aufmerksamkeit der Masse an sich zu ziehen.

Social Media und Kommunikations-Apps

Die Metamorphose der Smartphones, wie wir sie aus unserer Zeit kennen, hat über die Jahre hinweg viele neue Entwicklungen mit sich gebracht. Nachdem sich die sozialen Medien auf Tablets, PCs und Smartphones etabliert haben, sind wir so stark vernetzt wie noch nie. Unzählige Apps ermöglichen es uns, neue Menschen aus jeder erdenklichen Ecke der Welt kennenzulernen. Kontakte zu knüpfen ist mit wenigen Klicks möglich. Das Smartphone ist zum Highspeed-PC mutiert und die Internet-Geschwindigkeit kann auf LTE-Basis (Long Term Evolution) je nach Gerät mit bis zu 300 Megabit pro Sekunde überzeugen. Willkommen in der Zukunft!

Mit der fortschrittlichen Technik haben wir eine neue Form des Narzissmus geschaffen. Die Sucht nach der Selbstinszenierung ist zur Routine der Neuzeit geworden. Aus freiem Willen können wir bequem vom Smartphone aus unseren Alltag im Internet veröffentlichen. Ob wir dabei auf Hobbies, Essgewohnheiten, unseren Urlaub oder unsere Gedanken eingehen, spielt keine Rolle. Sobald wir mit Likes und Kommentaren überschüttet werden, beginnt ein chemischer Prozess im Gehirn. Die Dopamin-Ausschüttung im zentralen Nervensystem belohnt uns mit jedem neuen Like mit intensiven Glücksmomenten. Ähnlich wie bei einer Droge löst dieses Prozedere einen Rauschzustand aus.

Rasante Entwicklung mit Defiziten – Das Smartphone

Die rasante Entwicklung der Technik im Bereich der Smartphones ist selbstverständlich ein Riesen-Schritt in der Geschichte der Menschheit. Wir sind flexibel geworden, sind immer erreichbar und können von jedem Punkt der Erde aus miteinander kommunizieren. Unsere Glücksmomente werden über Fotos festgehalten und mit der Welt geteilt. Doch sie hat uns paradoxerweise auch unsere Unabhängigkeit geraubt. Wir leben in einer ständigen Symbiose mit unseren Smartphones und können sie nicht mehr lange aus den Augen lassen. Wie ein kleines Kind, das betreut werden muss, begleitet es uns permanent auf unserem Weg. Mit Fürsorge kümmern wir uns um dieses Kind und investieren viel Zeit unseres Lebens, um die virtuellen Kontakte aufrecht zu erhalten.

Wir sollten die Augen offen halten und uns auf den Pfad der Realität begeben. Noch vor zwanzig Jahren hatten wir all diese Möglichkeiten nicht. Man musste sich andere Optionen einfallen lassen, um die Zeit erfüllend zu gestalten. Man könnte meinen, dass man mehr im Einklang mit der Natur war. Mit der Zeit bemerkt man jedoch die beängstigenden Veränderungen. Dass z. B. die öffentlichen Sportplätze immer leerer werden und Menschen das Smartphone als Flucht vor der Gesellschaft nutzen. Dass wir in eine starke Abhängigkeit geraten sind und das Gefühl haben, kaum noch Zeit zu haben. Es ist Zeit, darüber nachzudenken!

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