Thriller: Seelenfall – Déjà-vu (Episode 9)

Episode 9

Déjà-vu

Ihr Kuss war geschmeidig und angenehm gewesen. Für Jordan war es ein besonderes Gefühl, diese wundervolle Frau zu küssen. Und er würde sie noch öfter küssen wollen. Doch während er das tat, passierte etwas Unvorgesehenes. Es schien sich eine Erinnerung in seinen Kopf einzuschleichen. Konnte man das so beschreiben? Es war seltsam und kaum zu erklären.

Nur für einen Moment erinnerte er sich an etwas, das er so noch nie erlebt hatte. Und zwar genau mit dieser Frau. Mit Faith. Wie im Zeitraffer surrten ein paar schnelle Bilder in seinem Kopf umher und benebelten ihn für ein paar Augenblicke. Da er sie erst heute kennengelernt hatte, konnten die Bilder, die er gesehen hatte, unmöglich wahr sein.

Nachdem sie sich liebevoll geküsst hatten, schaute ihn Faith neugierig an.
„Jordan. Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie ihn und riss ihn aus seiner Gedankenreise.
Er kam wieder zu sich und sah das bildhübsche Mädchen wieder vor sich. Schnell fing er sich wieder und versuchte die unerklärliche Situation, in der sich befand, in den Griff zu bekommen.
„Mir geht es gut. Ich bin nur überwältigt von deinen sanften Lippen.“
Nun lächelte er sie verlegen an. Sie erwiderte sein Lächeln und biss sich sanft auf die Unterlippe. Wie es schien, wirkte der Alkohol langsam. Jordan schaute sich um.
Johanna war mit Westhill an der Bar, um Wasser für ihn und Manson zu holen. Etwas weiter entfernt schlief Manson nach wie vor tief und fest. Er hatte ein bisschen Zeit für sich und seine neue Freundin.

Ohne darüber nachzudenken, küsste er sie ein weiteres Mal. Die Bilder waren sicher nur eine Einbildung. Wieder berührten sich ihre vollen Lippen. Sie küsste ihn geschmeidig und zärtlich. Er konnte kaum seine Finger von ihr lassen. Doch dann geschah es wieder. Neue Bilder schossen durch sein Unterbewusstsein und überströmten ihn mit visuellen Reizen abscheulicher Taten.

Bilder und Szenen, die wie eine schnelle Abfolge von rätselhaften Handlungen auf ihn wirkten, die er so nicht einordnen konnte. In seiner Vorstellung sah er Faith, heruntergekommen und fertig. Sie wirkte müde und hatte ihre Eleganz und ihre Attraktivität verloren. Das Zimmer, in dem sie sich befand, war voller Müll und alter Verpackungen. Ein wirklich unordentlicher Eindruck. Auf dem Nachttisch lag eine Flasche alter Wein, daneben eine Art Pulver.
Was hat das bedeuten?

Das alles passierte, während er sie küsste. Er genoss ihre weichen und vollen Lippen, doch was er da sah, machte ihm Angst. Doch er musste wissen, was das zu bedeuten hatte. Daher küsste er sie weiter und streichelte ihr dabei das Gesicht. War es eine Vision der Zukunft oder ein Déjà-vu? Er wusste es nicht. Plötzlich sah er, wie sich die Faith aus seiner Vision aus dem Bett erhob und sich ihm näherte. Sie schien etwas zu sprechen, es hörte sich fast so an wie sein Name.
„Jordan. Lass uns das wiederholen, Liebling“, flüsterte sie.

Er wurde aus seinem Déjà-vu herausgerissen und fand sich wieder im Club vor.
Was zum…Henker, war das? Ein Déjà-vu? Eine Vision?
Obwohl er darüber nachdachte, konnte Jordan es sich nicht erklären. War es denn nicht so gewesen, dass er wo anders war, bevor er in den Club kam. Seine Erinnerung vor dem Clubbesuch war plötzlich wie verschwommen und ausgelöscht.
War da nicht etwas gewesen? Eine wichtige Erinnerung, die er hätte behalten sollen?
Faith kuschelte sich an ihn heran und sah ihn an. Sie begehrte ihn und wollte noch mehr.
„Lass uns an einen anderen Ort gehen, Jordan. Ich würde gern die Nacht wo anders ausklingen lassen“, sagte sie leicht lallend.

Jordan gefiel die Idee, er fühlte sich immerhin zu ihr hingezogen. Doch hätte sie ihm das Angebot auch gemacht, wenn sie nüchtern gewesen wäre? Sollte er sie nach diesem seltsamen Déjà-vu, oder wie man es nennen sollte, wirklich zu sich nach Hause mitnehmen? Diese und weitere Fragen beschäftigten ihn, als plötzlich Westhill und Johanna auftauchten.
Gierig sog Westhill an der Flasche Wasser, die sie für ihn geholt hatten. Anschließend weckte er Manson auf, um ihm wieder aufzupeppeln. Nachdem er sich neu orientiert hatte und erkannte, dass er total betrunken im Club eingeschlafen war, trank er ebenfalls von dem frischen Wasser.

Weiter im Hintergrund saß der Mann im roten Hemd und dem schwarzen Anzug auf einem der Lounge-Sessel und beobachtete die Gruppe. Sein Augenmerk war besonders auf Jordan gerichtet. Er hatte vergessen, wieso er hier war. Genau so, wie es geplant war. Man konnte sagen, dass er diese Situation zum ersten Mal erlebte. Es war interessant zu sehen, dass bisher alles genauso verlief wie vor Jahrzehnten.
Er wird schwach und er wird die selben Fehler begehen.
Bösartig grinste er in sich hinein.
Was der Mann im schwarzen Anzug jedoch nicht wusste, war die Tatsache, dass Jordan eine Vision gehabt hatte, eine Art Déjà-vu der Zukunft. Von dieser wusste er nämlich rein gar nichts. Und genau darin konnte die Veränderung sprießen und gedeihen.

Aufregend? Dann lesen Sie hier das nächste Kapitel: Seelenfall – Verfallen (Episode 10)