Thriller: Seelenfall – Das Geheimnis der Hütte (Episode 16)

Episode 16

Das Geheimnis der Hütte

Faith war fest entschlossen, das Geheimnis der Hütte zu lüften. Sie ruderte so schnell sie konnte und während sie sich in ihrem alten Fischersboot der Insel näherte, wurde die dunkle Aura der Hütte unentwegt stärker und brachte die Erde um sich zum Beben.

In dem wilder werdenden See bauschten sich im Hintergrund erst schleichende Wellen auf, die aber rasant anwuchsen und zu bedrohlichen Riesenwellen mutierten. Der Wind peitschte auf und stachelte die kraftvollen Wellen weiter an.
Wie konnte das sein? Gerade war der See noch vollkommen ruhig gewesen, dachte sich Faith.

Die ersten Wellen erreichten ihr Boot binnen weniger Sekunden. Sie brachten das kleine Boot fast zum Kentern, als sie gegen das alte Holz schossen. Faith konnte sich gerade noch schwankend auf dem Boot halten, als sie wieder auf ihren Holzsitz bugsiert wurde. Sie navigierte ihr Boot direkt in die Wellen hinein, nachdem sie die Kontrolle wieder erlangt hatte. Nur so konnte sie die Wellen durchbrechen, und ihr Boot retten. Die immer noch tief hängenden Wolken fingen an zu leuchten, und mehrere hochdosierte Ladungen Strom warteten in den dunklen Wolkenmassen auf ihre Entfaltung.

Obwohl ihr die Insel vorhin noch näher vorgekommen war, schien sie jetzt in weite Ferne zu rücken und entwickelte sich zu einer dunklen und zitternden Schablone der Wut, die im düsteren Hintergrund des wilden Sees auf sie lauerte. Ihr Boot begann durch die großen Wellen zu stoßen. Würde die Welle sie seitlich erwischen, dann wäre es das Ende für sie und ihr Boot.

Kein Geheimnis, das in der Hütte auf sie lauerte und das sie zu lüften vermochte.
Nur Wellen und der tosende Wind in den Ohren.

Es war bedrohlich hier, das hatte Faith verstanden, während sie eine Welle nach der anderen durchschlug und sich wacker auf dem Boot halten konnte. Sie war mutig und wollte das Geheimnis der Hütte verstehen. Mit diesem Willen meisterte sie eine Welle nach der anderen, bis ihre Kräfte fast verbraucht waren. Lange würde sie es nicht mehr durchhalten können. Sie preschte mit dem alten Boot noch ein letztes Mal durch meterhohe Wellen und nach unzähligen Wellen schlitterte das Boot rasend und krachend bis in die Nähe der Treppe, die zur Hütte der Insel führte.

Sie stieg aus und nahm die Treppe, bis sie nach etlichen Treppenstufen endlich oben ankam. Das erste, was ihr auffiel, war der verwitterte Garten und der Pool, der abgepumpt war und leer stand. Giftgrüne Ranken hatten sich in den Pool verirrt. Sie schaute sich um. Der Weg führte sie weiter zu der Hütte, von der aus sie eine seltsame Energie spüren konnte. Der Boden begann zu beben und Faith starrte wie hypnotisiert auf das Leuchten, das von dem dunklen Haus ausging. Es wurde immer stärker und versetzte sie in einen Zustand tiefer Entspannung.
Faith…

Ihr Name schwirrte durch die Winde, die ihr die Nachricht übertrugen.
Faith. Ich spreche zu euren Gedanken. Ich bin der Hüter dieser heiligen Stätte und ich möchte euch bitten, von hier zu verschwinden.
Faith war dehydriert, völlig erschöpft und wollte nur noch schlafen.
„Lasst mich bitte passieren, Hüter. Ich möchte nur einen Schluck Wasser trinken und mich ein bisschen hinlegen. Danach können wir das Geheimnis dieses Ortes lüften.“
Es ist kein Geheimnis, das ihr lüften müsst, eure Aufgabe ist es, wieder in eure Welt zurückzukehren. Ihr seid hier nicht willkommen, doch ich werde eine Ausnahme für euch machen. Ich gewähre euch eine Nacht und einen Tag Zeit, um euch neu zu sammeln. Danach müsst ihr die Insel verlassen.

Faith war dankbar darüber, dass dieser seltsame Geist ihr einen Tag Zeit gewährte. So hatte sie genug Zeit, um auf das Geheimnis hinter dieser seltsamen Hütte zu kommen. Sie betrat die Hütte und der staubige und holzige Geruch erinnerte Faith an den alten Schuppen, den ihr Vater auf ihrem damaligen Gartengrundstück gebaut hatte.

Ein gleichmäßiges Leuchten erfüllte alle Räume. Und davon hatte diese Riesenhütte weitaus mehr, als man von draußen erahnen konnte. Eine Tür fiel Faith besonders auf, von ihr ging das Zentrum dieses seltsamen Leuchtens aus. Sie war fest verschlossen und mit einem massiven und glänzenden Schloss versehen. Dicke Ketten hingen von allen Seiten der Türe herab.
Was würde sich dahinter wohl verbergen?

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