Thriller: Seelenfall – Das Angebot (Episode 6)

Episode 6

Das Angebot

Jordan entfernte sich einige Schritte von dem Buch und versuchte die Gestalt im Raum ausfindig zu machen. Doch die Gruft war unverändert. Er konnte niemanden erkennen. Trotz seiner Angst hatte das Buch sein Interesse geweckt. Er wollte es unbedingt lesen. Daher lief Jordan auf den Zeremonientisch zu und versuchte das massive Buch aufzuheben. Es war schwer und sperrig, doch mit Mühen gelang es ihm, das Buch über seiner Brust festzuhalten. Wieder hörte er den langgezogenen Atem des Wesens. Diese Gestalt hatte scheinbar was dagegen, dass sich Jordan das Buch zu Eigen machte. „Wer ist da? Zeig dich, du Feigling.“

Plötzlich wurde Jordan von einer überwältigenden Kraft erfasst. Ein starker Wind begann zu wehen und er wurde auf die Rückseite des Raumes gezogen. Er stolperte dabei und fiel rückwärts auf den Boden. Das Buch wurde aus seinen Armen geschleudert und krachte neben ihm nieder. Eine tiefe, dröhnende Stimme machte sich bemerkbar.
„Was fällt dir ein, so mit mir zu reden, Mensch?“, sprach die dunkle Stimme zu ihm.
Jordan versuchte sich aufzurichten, doch etwas drückte ihn zu Boden.
„Wer bist du, verdammt? Hast du mich in diese Gruft gebracht?“, fragte Jordan ins Leere.
„Du solltest lernen, dass ich hier die Fragen stelle, Jordan Hapfield“, sprach die unsichtbare Gestalt. Jordan spürte die hasserfüllte Aura des Wesens. Sie war im ganzen Raum.

„Kannst du dir vorstellen, was dich hierher geführt hat?“, fragte ihn die dunkle Stimme. Jordan stockte der Atem. Er versuchte, ihm auf seine Frage zu antworten. Das ist alles nur ein Traum. Sprich mit ihm. Du wirst sicherlich gleich wieder aufwachen.

„Ich hatte einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit. Ich weiß nicht, wieso ich hier bin. Bin ich gestorben?“, antwortete er auf die Frage der Gestalt. Die Gestalt lachte schallend.
„Es liegt an dir, Jordan. Du wirst sterben, wenn du nicht auf mein Angebot eingehst. Wenn du dich uns anschließt, wirst du wieder leben.“ Wieder strömte ihm heiße Luft entgegen. Er musste seine Augen zusammenkneifen. Das Buch vor ihm schlug sich auf und wurde wie von Geisterhand durchgeblättert, bis es auf einer bestimmten Seite stehen blieb.

„Was ist das für ein Angebot? Was bist du für ein Wesen?“, fragte er den Unsichtbaren.
„Du hast seit Beginn deiner Jugend gesündigt, Mensch. Die Liste deiner Untaten ist lang und belastend. Der Zugang zum Paradies ist für dich verschlossen. Du wirst diesen Ort nicht betreten. Ich bin ein Vertreter der Hölle und bin in dieser Zwischenwelt, um dir ein Angebot zu unterbreiten.“ Jordan war schockiert über die Aussage der Gestalt.

„Also bist du ein Dämon?“
„So ist es, Jordan. Wir versuchen dich auf unsere Seite zu ziehen, um das irdische Leben zu beeinflussen. Es hat sich erwiesen, dass es dir keine Probleme bereitet, anderen Menschen Leid zuzufügen. Du bist einer von uns. Schließe dich uns an. Du wirst reichlich belohnt werden.“
„Ich wollte mich ändern, Dämon. Noch ist es nicht zu spät für mich, ein besserer Mensch zu werden.“

Wieder dröhnte ein schallendes Gelächter durch die Gruft. Das Echo bohrte sich in seine Ohrmuscheln. Er konnte dieses undankbare, höhnische Lachen nicht mehr ertragen.
„Ich warne dich, Mensch. Für dich gibt es keine Wahl. Du bist in dieser Zwischenwelt gefangen und ich werde nicht damit zögern, dich zu quälen, wenn du dich nicht bereit erklärst, uns zu folgen.“

Jordan wollte sich diesem Dämon nicht anschließen. Er wollte hier unbedingt raus.
„Lass mich gehen. Ich will nichts von deinem Angebot wissen. Wieso sollte ich mich dem Teufel anschließen? Ich bin kein schlechter Mensch. Ich habe mich gebessert und führe jetzt ein geordnetes Leben. Die Vergangenheit zählt nicht mehr.“

„Es ist zu spät, Mensch. Für dich endet dein irdisches Leben hier, wenn du nicht auf mein Angebot eingehst. Dein Körper ist im Koma und wird ohne unsere Hilfe sterben. Wir werden dir jeden Wunsch erfüllen, wenn du kooperierst. Du wirst wieder leben und kannst ein luxuriöses Leben nach deinen Vorstellungen führen.“
„Wo ist der Haken an der Sache? Was für einen Preis muss ich für dieses Angebot zahlen?“, fragte Jordan den Dämon.
„Es ist ganz einfach, Jordan. Du wirst uns deine Seele überlassen, sobald dein Körper das irdische Leben verlässt. Sobald du stirbst, gehört uns deine Seele. Bis dahin wirst du unsere Befehle befolgen, die wir dir auf der Erde geben“, informierte ihn der Dämon überzeugend.

Jordan begann zu zittern.
War er tatsächlich in einer Parallelwelt gefangen?
Dieser Dämon zwang ihn förmlich, auf sein Angebot einzugehen. Hatte er denn eine andere Wahl, als auf das Angebot einzugehen?

„Ich habe gesündigt, Dämon. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ausmaße meiner Taten die eines normalen Menschen übertreffen. Ich will auf dieses Angebot verzichten und meine Sünden ausgleichen.“

Tosendes Gelächter dröhnte durch die Gruft. Die Wände bebten und dieses Mal brachte ihn ein heftiger Zug aus dem Gleichgewicht, obwohl sich Jordan immer noch auf dem Boden befand. Sein Körper wurde rückwärts bis an den Rand der Wand hinter ihm geschleudert. Das heiße Gestein bohrte sich in seinen Rücken und verbrannte ihm die Haut.

„Also gut, Mensch. Wollen wir uns einmal anschauen, was für Sünden du in deinem Leben begangen hast. Ich wusste, dass du meine wertvolle Zeit verschwenden würdest.“ Wieder wurde das Buch wie von unsichtbarer Hand durchgeblättert. Es blieb auf einer der Seiten stehen und wurde ihm vor die Beine geschleudert.

Jordan schaute sich die nachfolgenden Seiten an. Der Dämon begann aus seinem Leben zu erzählen.

Spannend? Dann lesen Sie hier das nächste Kapitel: Seelenfall – Zurück zu den Wurzeln (Episode 7)