Prokrastination: Wenn die Zeit zum Mangelgut wird

Manchmal lässt es sich nicht verhindern, dass wir Termine aufschieben müssen oder unsere Arbeit unterbrechen, um einer weiteren wichtigen Aufgabe nachzugehen. Werden Unterbrechungen und Aufschiebemechanismen allerdings unbegründet und dauerhaft eingesetzt, dann besteht die Gefahr einer Prokrastination. Unter Prokrastination ist zu verstehen, dass der Betroffene zwanghaft seine Arbeit aufschiebt oder unterbricht, ohne dass es erforderlich ist. Eine Arbeitsstörung also, bei der der Impuls zur Ausführung der angestrebten Aufgabe nicht sofort umgesetzt werden will. Stellen Sie sich eine Liste von Aufgaben vor, die zu erledigen sind. Der Prokrastinat fängt nun an, Termine zu verschieben, obwohl es zeitlich zu schaffen ist und eigentlich auch erledigt werden müsste. Wenn die geplanten Ziele des Tages und die angepeilten Tätigkeiten, die man für den Tag abschließen möchte, nun aber ständig und dauerhaft verschoben werden, dann liegt wahrscheinlich ein Fall von Prokrastination vor. Wenn das Aufschieben der Arbeit nämlich zur Gewohnheit wird, dann wird die Arbeit unter Umständen mit umso mehr Druck erledigt und führt damit zur Überbelastung des Menschen. Wir liefern Ihnen in diesem Beitrag noch mehr Informationen über die Prokrastination.

Krankheit oder Faulheit? Ein Beispiel für einen Fall von Prokrastination

F. hat sein Studium erfolgreich abgeschlossen und arbeitet seit einem halben Jahr in seinem neuen Beruf im Büro. Doch er tut sich schwer, wenn es um die Erfüllung seiner täglichen Aufgaben geht. Das war auch im Studium so. Wichtige Aufgaben hat er teilweise bis zum letzten Moment des Machbaren aufgeschoben. Obwohl er wusste, dass es knapp werden würde, hat er gezögert, bis er seine Termine zur ersten Priorität machte. Fast wie eine Sucht oder ein Zwang. Schließlich hatte er genug Zeit und es gab so viel Schöneres zu erleben, als sich hinter die Bücher zu klemmen. Er lebte schließlich in der Großstadt, konnte die Bars und Clubs besuchen und das Studentenleben voll auskosten. Doch F. weiß, dass seine Störung allmählich zum alltäglichen Problem wird. Besonders in seinem derzeitigen Job fällt ihm das verstärkt auf. Das macht ihn sehr unzufrieden und nervös.

Bei seinem neuen Arbeitgeber ist er motiviert, doch er merkt immer wieder, wie er seine Arbeiten mehrfach unterbricht, um sich ablenken zu lassen. Die Aufträge kann er perfekt abwickeln und jetzt wäre die beste Gelegenheit, sich auf den Berg der Arbeit zu stürzen. Er weiß, dass es sonst schwierig wird. Doch F. denkt sich, dass ja noch Zeit ist. Konnte ja später auch noch erledigt werden.

Stattdessen staubt er seinen Monitor ab und macht seinen Arbeitsplatz sauber. Danach geht er raus in die Sonne und gönnt sich erst mal eine lange Pause. Er erinnert sich plötzlich daran, dass er einen Termin beim Zahnarzt ausgemacht hat, noch vor Wochen. Das musste unbedingt verschoben werden. War ja nicht so dringlich. Nach der Pause kommt F. wieder in das Büro und erledigt seine Arbeiten bis kurz vor Feierabend. Die Aufträge müssen heute schließlich abgeschlossen werden. Mit Hochdruck arbeitend schließt er seine restlichen Aufgaben pünktlich zum Feierabend ab. Das war knapp, denkt er sich und torkelt überlastet nach Hause.

Prokrastination: Das ständige Unterbrechen und Aufschieben von Aufgaben führt zur Unzufriedenheit

Der Fall von F., dem ehemaligen Studenten, der direkt im Anschluss an das Studium in die Arbeitswelt hineingeworfen wird, ist ein Beispiel für einen Fall von Prokrastination. Dass das Aufschieben und Unterbrechen der Arbeit zwangsläufig zu Leistungseinbußen führt, ist nachvollziehbar. Berufe, in denen man sich die Zeit frei aufteilen kann, eignen sich zur Prokrastination. Man teilt sich die Zeit so ein, wie es einem am besten passt, neigt dadurch jedoch dazu, Aufgaben vor sich herzuschieben, wenn man nicht ausreichend auf die restliche Zeit achtet.

Typische Merkmale bei Menschen, die unter Prokrastination leiden:

  • Man schiebt Aufgaben zwanghaft auf oder unterbricht ständig die begonnene Arbeit
  • Arbeiten werden mit oft mit größter Mühe und Not abgeschlossen
  • Der Beginn der Arbeit wird verzögert. Es herrscht womöglich auch die Angst davor, man könne Fehler machen
  • Es werden Alternativtätigkeiten in Betracht gezogen, die mit der eigentlichen Aufgabe nichts zu tun haben: Wischen, Putzen, staubsaugen usw.

Was sind die Folgen der Prokrastination?

Von der Prokrastination betroffene Menschen sind oft unzufrieden mit ihrer Situation. Durch die ständige Aufschieberei und Unterbrechung bei der Arbeit, macht sich das auch in ihrer Leistung bemerkbar. Beruflich, sowie persönlich und psychisch kann es zu Problemen kommen.

Weitere Beschwerden, die durch die Prokrastination ausgelöst werden können:

  • Das Gefühl von Druck steigt, Überbelastung
  • Der Betroffene fühlt sich hilflos, weiß, dass er krank ist, kann seine Prioritäten aber nur schwer setzen
  • Muskeln sind verspannt
  • Angst
  • Probleme beim Schlafen
  • Unsicherheit oder innere Unruhe
  • Der Körper rebelliert: Magen-, Kreislauf-, Herzprobleme usw.

Kann die Digitalisierung zur Steigerung der Prokrastination beitragen?

Die Ablenkung durch Smartphones, Tablets und PCs ist allgegenwärtig. Für einen „Prokrastinaten“ ein ideales Zeitalter, um Ablenkungsmöglichkeiten für die vorgenommenen Aufgaben zu entdecken. Da wir mittlerweile von sehr vielen Störfaktoren abgelenkt werden, ist die Wahrscheinlichkeit wohl höher, dass wir alle ein wenig von der Prokrastination betroffen sein könnten. Schließlich ist heutzutage fast jeder vernetzt. Genug Ablenkungen also, um vorgenommene Arbeiten zu verzögern oder gar aufzuschieben. Früher oder später könnte Prokrastination, oder eine abgewandelte Version davon, auch unsere Gesellschaft beeinflussen.

Das Artikelbild unterliegt der Creative Commons Zero (CC0) Lizenz: geralt/pixabay